Katzenhaltung aus unserer Sicht:
Manchmal schleicht sich das Gefühl ein, dass man, je länger man Katzenhaltung betreibt und sich
damit beschäftigt, desto mehr den Eindruck gewinnt, noch immer nicht genug darüber zu wissen.
Das liegt nicht nur daran, dass mit vergehender Zeit und zunehmender Katzenpopulation auch die
Arten der unvorhergesehenen Umstände zunehmen oder, durch eine größere Anzahl der Katzen, die
möglichen sozialen Entwicklungen kompliziert werden. Es liegt, denke ich, auch daran, dass man
nicht nur viel über Katzen wissen muss, sondern vor allem über SEINE Katzen.
Kurz: Katzenhaltung ist für uns vor allem ein lebenslanger Prozess des gegenseitigen Kennenlernens
und (für uns Menschen) des Erlernens der Telepathie. Im Gegensatz zu menschlichen Partnern und
Hausgenossen, drücken Katzen ihre Bedürfnisse und Nöte fast ausschließlich durch Körpersprache
und telepathisch aus. Dass die Katze nicht spricht, heißt nicht, dass sie nichts sagt. Und dass sie nicht
schreit, heißt nicht, dass ihr nichts wehtut. (Nicht einmal beim Schnurren kann man sicher sein, dass
es sich um Wohlbefinden handelt. Es kann auch Selbstberuhigung bei Schmerzen oder Stress sein.)
Katzen neigen dazu, im Falle von Krankheit oder Unwohlsein oder auch Stress, quasi heroisch Haltung
zu bewahren, was es oft für uns Menschen sehr schwer macht, Anzeichen zu erkennen, dass etwas
nicht stimmt und man eingreifen sollte.
Katzen verändern sich auch im Laufe der Zeit und mit dem Alter. Keine Katze bleibt ein Jungspund
(das sollte man auch beim Kauf bedenken) und nach einigen Jahren merkt man, wie auch beim
kätzischen Mitbewohner Alterserscheinungen einziehen. Das muss nicht unbedingt immer negativ
sein – manche Katzen lernen mit den Jahren, auch auf UNS Rücksicht zu nehmen, sind endlich nicht
mehr todesmutig oder werden verträglicher. Viel öfter jedoch wird man dann Hilfestellungen leisten
müssen – regelmäßige Medikamentengabe, ungeliebtes Diätfutter, eine Behelfsleiter um die Gelenke
zu schonen, eine zusätzliche Toilette uvm.

Man sagt oft, Katzen seien eigenwillig. Dem stimme ich zu. Allerdings ist die vermeintliche
Eigenwilligkeit in mindestens 1/3 der Fälle gar keine. Die Katze hat kommuniziert, dass sie etwas
nicht möchte (den Lieblingsplatz, den man extra hergerichtet hat z.B.), nur der Mensch hat es nicht
verstanden und hat versucht, etwas zu entscheiden, was die Katze schon längst anders entschieden
hat. Bei den restlichen 2/3 ist es wohl so, dass die Vorstellungen der Katzen und die der Menschen
einfach häufig auseinander gehen und man kann, wie bei einem Partner, ein demokratisches Modell
anstreben, oder ein (wie ich prophezeie) erfolgloses.
Was an Katzen besonders mühsam ist (aus meiner Sicht), ist, dass sie Proteste oft durch Kot- oder
Urinabsetzen an ungeeigneten Orten zum Ausdruck bringen. Dazu kann ich nur sagen: wenn eine
Katze so etwas macht, ist es IMMER (außer bei medizinischen Gründen oder Sexual- bzw.
Dominanzmarkieren) ein Zeichen, dass ihr etwas GEWALTIG gegen den Strich geht und man sollte der
Sache immer auf den Grund gehen, solange, bis man sie verstanden hat. Dazu ist es nötig, sich in die
Katze hineinzuversetzen, die Dinge aus ihrer Sicht versuchen zu sehen, oder einmal am gewohnten
Setup etwas zu verändern, daraufzukommen, wo es nicht passt. Es liegt mir fern, für den Beruf des
„Katzenflüsterers“ Werbung zu machen, aber manchmal ist es wirklich eine gute Idee, jemanden
hinzuzuziehen, der eine erhöhte Sensibilität hat, anstatt monate- oder jahrelang eine für Katze und
Mensch untragbare Situation gewähren zu lassen.
Katzen und Kleinkinder: dieses Thema ist mir ein Anliegen. Oft besteht der Wunsch von Kindern, ein
kleines Kätzchen zu haben und die Eltern erfüllen diesen Wunsch. Es ist nun aber sehr vom Alter und
dem Wesen des Kindes abhängig, sowie von der Wohn- und Betreuungssituation, wie gut das gelingt.
Die wenigsten Kinder haben ein natürliches Einfühlungsvermögen und das auch erst ab einem
gewissen Alter. Daher erfordert es eine Begleitung, Schulung und auch Überwachung des Kindes im
Umgang mit einem Katzenbaby. Andernfalls kann es sowohl für das Kind als auch für das Kätzchen zu
wirklich fatalen Situationen kommen. Dieselbe Problematik stellt sich auch, wenn man ein anderes
Haustier hat, das das Kätzchen verletzen könnte (ein großer oder nervöser Hund zum Beispiel) oder
das das Kätzchen seinerseits jagen und töten könnte (Singvögel, Hamster etc.). In all diesen Fällen
sind nicht die Beteiligten schuld, sondern die Familiensituation erfordert ein gewisses Management
von erwachsener Seite.
Ein weiterer Punkt sind Gefahrenquellen im und rund um den Haushalt. Ich versuche Käufer von
Katzenbabies immer darauf hinzuweisen und bekomme dann meistens die Antwort „das ist doch
selbstverständlich“. Aber das ist es eben nicht, weil es einem mit Sicherheit an Vorstellungskraft
mangelt, mit wie vielen Gegenständen sich eine Babykatze verletzen oder zu Tode bringen kann. Der
Grundsatz „aus Erfahrung wird man klug“ stimmt zwar, aber etwas davon haben tut nur der
überlebende Teil. Ich halte es in diesem Zusammenhang immer für eine absolut gute Idee, sich mit
anderen Katzenbesitzern lose auszutauschen (ich selbst mache das auch), denn die Erfahrungen
anderer zu hören ist EXTREM hilfreich!