Lebensraum:
Eine Katze lebt so, wie ihr Besitzer sie leben lässt.
Ich betone das deshalb, weil das, meiner Beobachtung nach, sehr vielen zukünftigen Katzenbesitzern
nicht wirklich klar ist. Viele nehmen ein Kätzchen zu sich, weil sie das Bedürfnis nach einem Kätzchen
haben. Das ist wunderbar. Doch was ist mit den Bedürfnissen des Kätzchens?
Eine Katze ist zu 100% abhängig davon, welche Lebens- und Lebensgestaltungsform ihr Besitzer ihr
zugesteht und erlaubt. Daher halte ich es für eine fundamentale Verantwortung des
Katzenbesitzers, sehr viel Sorgfalt darauf zu verwenden, dass dieser Lebensraum auch
KATZENGERECHT ist.
Eine Freigängerkatze kann tun, was sie will (kann auf der anderen Seite allerdings auch von ihrem
Besitzer nicht geschützt werden), sich treffen, mit wem sie will und so viel laufen, klettern und
springen wie sie will. Sie kann jagen und fressen, was sie will. Sie kann Ruhe und Rückzug haben,
wann sie will. Sie kann ihrer Neugier freien Lauf lassen.
Sie hat all das, was wir Menschen für uns selbst beanspruchen: Freiheit und Entfaltungsmöglichkeit.
In Anbetracht des Sicherheitsdilemmas und der Tatsache, dass die meisten Menschen im städtischen
Bereich leben, kommt Freigang für die meisten Katzen(besitzer) nicht mehr in Frage. Daher ist die
Wohnung der einzige Lebensraum, den die Katze hat und bis zu ihrem Tod haben wird.
Das ist nur schwer, wenn überhaupt, zu verkraften, denn es geht gegen die Natur der Katze, immer
im warmen Innenbereich zu sein und wenig Bewegung und Anforderungen zu haben, sowie überdies
mit Verhaltensregeln und Einschränkungen konfrontiert zu sein, außerdem entweder allein zu
bleiben, wenn der Besitzer nicht da ist oder mit vom Besitzer ausgewählten Gefährten sein Leben
verbringen zu müssen.
Um all das wettzumachen, sollte man als Katzenbesitzer seine Wohnung und die
Lebensgewohnheiten MIT DEN AUGEN DER KATZE SEHEN, um herauszufinden, was man tun kann,
um die Wohnung in einen Lebensraum umzuwandeln, in dem sich eine Katze wohlfühlen kann.
Dieses Mit-den-Augen-der-Katze-Sehen stellt sich vielleicht als gar nicht so einfach heraus, wenn man
es wirklich ernst damit meint (wir arbeiten seit Jahren daran und adaptieren immer wieder mal).
Denn es bedeutet auch mitunter beträchtliche Einschränkungen für die Menschen (Verhaltens-,
Platz- und Geruchseinschränkungen, Beschädigungen von Möbeln durch Kratzspuren, Hintanstellen
langer Abwesenheiten sowie Urlaubsarrangements, uvm.)
Ich bin jedoch überzeugt davon, dass sich der Aufwand lohnt. Schon allein deshalb, weil praktisch alle
stressbedingten Verhaltensauffälligkeiten (spontane und scheinbar willkürliche Aggressionen,
medizinisch bedenkliches Stressputzen, Unsauberkeit) und vermutlich auch so manche
Systemkrankheit wie Allergien und Krebs gar nicht erst auftreten bzw. beseitigt oder gelindert
werden können, wenn sich die Katze rundum wohl und in ihrer Eigenart respektiert fühlt.
Der Lebensraum unserer Katzen:
Da unsere Katzen bzgl. Alter, Rasse, Temperament und Risikobewusstsein ausgesprochen
unterschiedlich sind, „leben“ wir mehrere Mischformen.
Drei unserer Katzen (einer der Zuchtkater sowie 2 Kastraten) leben im völligen Freigang, mit Zugang
zu eigenem, wettergeschützten Innenbereich. Aufgrund ihres Naturells vertragen diese 3 aus
unserer Truppe die Gesellschaft der anderen Katzen sowie langen Aufenthalt in Innenräumen nur
schwer und wären todunglücklich damit.
Der zweite Zuchtkater (den wir im Erwachsenenalter aus einer Wohnungshaltung übernommen
haben) ist für Freigang nicht geeignet. Er hat seinen eigenen Wohnbereich, den er abwechselnd mit
einer oder zwei der Zuchtkätzinnen teilt, sofern diese nicht rollig sind, sowie seinen eigenen Zugang
zum Außengehege.
Die übrigen Katzen halten sich täglich mehrere Stunden im Außengehege sowie im Haus auf.
Aus Friedensgründen achten wir darauf, dass die beiden Vollkater einander möglichst nicht
begegnen.
Wir haben im Haus mehrere Bereiche, die vollkommenen Rückzug und regelfreie Betätigung
ermöglichen (eigener Katzenbereich, wo zerkratzt, verräumt etc. werden kann, was will) sowie den
Katzen-Menschen-Bereich, und, wegen der Fairness, Bereiche, zu denen unsere Katzen keinen Zutritt
haben.
Wichtig ist uns, dass auch die Nicht-Freigänger-Katzen täglich mehrere Stunden im Freien verbringen,
unabhängig von der Witterung. Das härtet ihr Immunsystem ausreichend ab und trägt zur
körperlichen Ertüchtigung bei. Auch dürfen sie immer wieder mal stundenweise in den Freigang, um
ihre Lebenstüchtigkeit zu fördern. Manche machen liebend gerne davon Gebrauch, andere eher
weniger.







